Walk-Reh-Jacke

Walk-Reh-Jacke

Ein letztes Mal,
Hallo ihr Lieben, bevor es in die Pause geht.
Keiner anderer Beitrag passt besser wie dieser hier.
Diese Jacke war so, so lange geplant und dann endlich vor einigen Wochen, gar Monaten genäht.
Die Rehjacke für die Hummel. Mein absolutes Herzensprojekt der letzten Wochen.

Wir haben 2 Möglichkeiten.
Wir können klein beigeben oder wir können Größe zeigen 

In den vergangenen Wochen haben wir so viele Momente gehabt an denen wir es wieder einmal schmerzlich gemerkt haben, dass Hannes nicht mehr bei uns ist.
Erst war es der Geburtstag meiner Mama. Letztes Jahr war es ein runder Geburtstag und dies wurde in einer Gaststätte gefeiert. Okay, es war ein Frühstücksbuffet aber mit der Familie. Opa war da noch da und eben Hannes.
Dann der Herbstmarkt in der Stadt. Letztes Jahr waren wir mit Hannes gemeinsam über den Markt gegangen.
Die Hummel ist Karussell gefahren und hat Eis gegessen. Mit Hannes.
Dieses Jahr waren wir ohne Hannes da.
Wir waren vergangenen Montag, den 04.11. direkt nach dem Schwimmkurs beim Markt.
Im Auto sagte die Hummel auf einmal:

„Es ist so schade das Hannes nicht da ist“ ich merkte wie die Hummel anfing zu weinen „ich saß sonst mit Hannes hier hinten im Auto und jetzt muss ich immer alleine hier sitzen.“ 

Mein Herz zerspringt wieder einmal und ich kämpfe gegen die Tränen. Ich wollte nicht weinen. Nicht schon wieder. Die letzten Wochen waren eine Berg und Talfahrt. Emotional einfach.
Wir stimmen der Hummel zu. Es ist schade und es ist traurig. 

Und dann noch das Laterne laufen vom Kindergarten. Letztes Jahr war es das erste Laternenfest für die Hummel und dieses war eben genauso das erste für Hannes. Quasi.
Dieses Jahr war es auch schön. Vor allem wenn die Freundin der Hummel laut ruft „Guck mal, da ist Hannes Stern.“
Ja, alle kennen ihn, seinen Stern.

Aber ich weiß, dass es auch wichtig ist, dass wir im hier und jetzt sind.
Im hier und jetzt leben und das wir Unternehmungen machen, auch wenn sie wieder einmal eine Erinnerung an Hannes hervorrufen. Aber es werden Jahr für Jahr diese Erinnerungen sein, denn Zukunftspläne können wir nicht mehr schmieden.
Und dann bin ich auch wieder dankbar. Dankbar das ich überhaupt Erinnerungen haben darf. Machen durfte.

Die Hummel bezieht ihn nach wie vor mit ein. Sie hat ihm einen Stern gebastelt und einen Stock dran geklebt. Diesen Stern bringen wir gemeinsam zu Hannes. Ich bin ehrlich, ich freue mich wenn sie beim basteln an Hannes denkt, wenn sie ihm ein Stein bemalen möchte und wir seinen Namen drauf schreiben sollen. Ich freue mich einfach darüber. Egal wie klein oder groß der Gedanke von ihr ist.

Ich war in den letzten Tagen oftmals gestresst und/oder genervt. Habe viel zu schnell gemeckert. Viel zu schnell meine Geduld verloren.
Oftmals war mir die Hummel dann auch auf einmal zu laut. Aber ich kann da gerade nichts für.
Habe ihr gesagt das mein Nervenkostüm gerade sehr dünn ist. Das ich einfach empfindlich bin. Und deswegen deswegen schnell meine Geduld verliere.
Ich glaube, jetzt versteht sie es noch nicht so aber irgendwann. 
Ich habe ihr versucht zu erklären. Mehr kann ich gerade nicht tun.

Irgendwie belastet mich vieles. Auch von außerhalb. Belastet ist vielleicht ein falsches Wort, aber ich kann mich gerade nicht aufrichtig für andere freuen.
Gefühlt haben alle mehrere Kinder sind glücklich und zufrieden. So mein Gefühl, aber ich weiß ja, dass man von außen nicht sieht was eine einzelne Person oder eine Familie für eine Last zu tragen hat.
Jeder hat Probleme, Ängste oder Sorgen – nur von außen sieht man es eben nicht. Ich sehe gerade eben nur das alle glücklich sind und Glück erfahren dürfen. Ein ganz blöder Gedanke, den ich nicht mag, aber gerade einfach nicht abschütteln kann.
Das alles hat mit die letzten Monate irgendwie nicht belastet. Jetzt schon. Bei uns läuft irgendwie nichts gut. Erst Hannes, dann mein Opa und dann die Eileiterschwangerschaft samt Entfernung und dann eine weitere schreckliche Diagnose im Familienkreis.
Es kommt mir vor das nur wir leiden müssen, wobei das natürlich nicht so ist. Aber gerade fühle ich mich einfach so hilflos und ungerecht behandelt.
Ich selbst habe meinem Mann die Frage gestellt, wer denn bitte so viel Leid in diese Familie bringen musste?! Aber darauf gibt es natürlich keine Antwort.

Vielleicht mag es sich blöd und egoistisch anhören aber gerade ist es einfach zu viel. Zu viel von allem. Zu viel Leid zu viel Traurigkeit.
Und ja, auch ich kann irgendwann nicht mehr. Genug ist Genug und das alles zerrt ungemein an meinen Nerven.

Meine liebe Melanie schriebt mir, nachdem ich ihr versucht habe meine Gefühle, meine Gedanken zu erklären folgendes:

 „Nein, weder blöd noch egoistisch! Andere hätten sich zurück gezogen, hätten sich ungerecht behandelt gefühlt und hätten andere für ihr Schicksal verantwortlich gemacht. Aber ihr nicht! Ihr habt dieses Schicksal angenommen, ihr habt gelernt damit zu leben. Du redest offen darüber, wie es dir geht und das ist gut so. Und du bist stark. Hendrik und die Hummel auch, und das dich das alles belastet, gerade jetzt, ist sowas von verständlich.“

Und für diese Wörter danke ich ihr vom ganzen Herzen. Sie haben mich aus dem kleinen Tief letzte Woche heraus geholt.

„Es gibt immer, wirklich immer einen Grund für etwas im Leben dankbar zu sein.“ 

Oh ja, ich bin dankbar. Dankbar für alles. Hört sich komisch an oder?

Aber ja, ich bin schon irgendwie dankbar.
Dankbar für die Zeit, wenn sie auch kurz war, meinen Sohn, meinen Hannes, in seinem kurzen Leben kennen gelernt zu haben.
Dankbar für die wundervollen Minuten, sein Lachen, sein weinen, sein da sein. 
Ich bin dankbar die Hummel an meiner Seite, an meiner Hand zu haben, ich bin dankbar für das was ich habe und hatte.
Unsere Geschichte, die Geschichte von mir, Hendrik, der Hummel und Hannes wurde geschrieben, geändert, umgeschrieben und beendet. 

Wir müssen jetzt, irgendwie, Seite für Seite neu schreiben. Ein neues Buch aufschlagen und ein neues Kapitel beginnen.
Träume verwirklichen und dieses neue Buch mit Mut und Zuversicht entgegen blicken und beginnen. 
Für uns und für die Hummel werden wir anfangen ein neues Buch zu schreiben. Wort für Wort, Satz für Satz. Wir müssen!
Ich glaube wir sind es ihr und Hannes einfach schuldig. 

Und um diesen einen Tag, den 11. zu überstehen, zu bewältigen und alles irgendwie hinter uns zu lassen werde ich, werden wir, eine Pause machen. 
Ich werde unter tauchen, alle Social Media Kanäle für eine gewisse Zeit verbannen.
Das alles mache ich nur zu meinem Schutz. Ich weiß nicht wie ich mich fühle, fühlen werde, ich weiß nicht wie es in mir aussieht. Vielleicht ist der Tag, die vielen Zahlen in meinem Kopf, auch gar nicht „so schlimm“ denn das schlimmste ist ja bereits passiert. 
Aber gerade jetzt muss ich mich irgendwie „schützen“. Ich möchte mich für andere freuen können, wenn sie glücklich sind, so richtig ehrlich freuen, und das kann ich gerade nicht, und das gefällt mir nicht und mag ich nicht. Also mache ich eine Pause. Gehe „offline“.

Wir werden den Todestag nicht zu Hause verbringen, wir fahren weg, wir verbringen ihn nicht da wo alles passiert ist. Und dieser Gedanke tut gut.
Es ist ein bisschen wie fliehen vor der Tatsache. Fliehen vor den Erinnerungen und einfach irgendwie kurz vergessen zu können was passiert ist.
Die letzte Auszeit die wir hatten tat uns gut und ich hoffe diese auch. Für meine „Laune“ und meine Unruhe in mir und für diese Leere.
Ich hoffe ich kann die Leere in mir mit positiven Momenten füllen und neue Seiten unserer Geschichte schreiben.
Eine Geschichte die eigentlich noch so unvollständig ist und unbedingt noch mit vielen Wörter und Seiten gefüllt werden muss.

Kurz zur noch zur Jacke:
Zum ersten Mal hatte ich diese Art Jacken bei Melissa gesehen. Ich glaube das war vor 3 Jahren oder länger. Ich weiß es nicht mehr genau.
Irgendwann fragte ich sie, ist es okay wenn ich der Hummel auch eine nähe. Eigentlich irgendwie blöd zu fragen aber ich mag auch nicht das dann hintenrum getratscht wird, das man etwas nachgemacht hätte.
Das Material dafür habe ich bereits im Juli gekauft.

Der Schnitt war trotz oder auch mit der Instagram Community recht schnell gefunden.
Ich habe mich für die Jacke Cozy entschieden und habe hier und da ein paar Änderungen vorgenommen. Die fertige Jacke an der Hummel zu sehen erfüllt mich mit ganz viel liebe und stolz.

Anstatt eines Reißverschlusses habe ich eine Knopfleiste gewählt. Und das Rückenteil etwas runder zugeschnitten. Ähnlich wie der Wind und Wetter Parka. Und ja, ich liebe die Jacke und auch die Hummel trägt sie sehr gerne. Das Öffnen und schließen der Knöpfe musste sie noch etwas üben, aber mittlerweile klappt das wirklich gut.
Unter dem Kleid trägt sie das Oversizekleid „Marie“ von Juno Design. Der Schnitt erscheint nächste Woche. Ich werde euch dann nach der Pause noch ein paar Fotos da lassen.

Nun verabschiede ich mich von euch. Ich danke euch fürs Lesen meiner Beiträge. Es bedeutet mir wirklich was, wenn ich gelesen werde. Ich freue mich darüber.
Was ich noch sagen möchte:
Wenn ich hier von Hannes und anderen Schicksalsschlägen erzähle, dann mache ich es nicht für Mitleid.
Ich möchte meiner Trauer, meinen Gefühlen einen Raum geben und ja vielleicht auch Mut und Kraft schenken.
Noch so kleiner Bericht, noch so kleiner Beitrag kann vielleicht etwas großartiges auslösen. Bei mir, bei euch. Ich danke euch fürs Lesen, fürs Kommentieren und dafür das ihr mir E-Mails schreibt.
Das ihr mir das Gefühl vermittelt, „wir sind nicht allein“. Denn wir sind nicht alleine. Ja, das ist ein schönes Gefühl.
Ich hätte mich gefreut, nach dem plötzlichen Kindstod Berichte, Beiträge usw. von Eltern zu finden und zu lesen.
Diese sind nämlich wirklich rar. Aber das ist kein Thema wofür man sich schämen muss, dass es einen getroffen hat. Der Tod eines Kindes sollte einfach nicht tot geschwiegen werden.
Das wir davon sprechen ist für uns die Beste Medizin. Es ist passiert und wir können davor nicht die Augen verschließen.

So, nun verabschiede ich mich.
Wir lesen uns wieder, ganz bestimmt.

Liebe Grüße, Andrea

Schnitte:
Jacke Cozy von Kullaloo
Kleid „Marie“ von Juno Design (erscheint am 12.11.)

beides genäht in Gr. 110
Stoffe:
Walk, Webware Uni und Webware mit Muster,

Fleece und Futtertaft von
Alles für Selbermacher (selbst gekauft)
Kunstfell (langhaar) von Stoff&Stil
weiteres Material:
Köpfe von Stoff&Stil
Wolle für Schal und Stirnband aus dem örtlichen Stoffgeschäft

3 Comments

  • Almut
    10. November 2019 19:23

    Habt eine gute Auszeit ❤️Ich werde morgen ganz fest an euch denken 🥰😘

  • Tina
    10. November 2019 21:28

    Ehrlich, bewegend, berührend.

    Danke.

  • Lisa
    27. November 2019 17:28

    Liebe Andrea,
    ich lese seit einiger Zeit, was Du auf deinem Blog veröffentlichst.
    Gerade bin ich auf „mapapu“ gestoßen und musste, obwohl ich nur deine Geschichte und nicht dich selbst kenne, an dich und deine Familie denken.
    Viele Grüße, Lisa

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