Ich wäre bereit für etwas Glück in meinem, in unserem Leben, und den Beginn eines neuen Kapitels.

Ich wäre bereit für etwas Glück in meinem, in unserem Leben, und den Beginn eines neuen Kapitels.

Ja, etwas Glück, nur ein ganz kleines bisschen hätte ich jetzt gerne. Glück in unserem Herzen, in meinem Herzen. 
Dieses richtige Glück, danach sehne ich mich.

Wie die meisten mitbekommen haben, war ich im Krankenhaus. 
Und was soll ich sagen, es tut weh, es tut anders weh, und es wird nicht einfach immer alles gut.

Der 11. ist einfach nicht unser Tag für gute Neuigkeiten oder so.

Ich war schwanger. Schwanger von unserem dritten Wunschkind. Ein Wunschkind welches sich eingeschlichen hat. Es wäre unser Aprilbaby geworden.
Eingeschlichen und leider an der falschen Stelle.

Eileiterschwangerschaft.

Ehe man sich freuen konnte war alles schon wieder vorbei. Ich hatte eine intakte Schwangerschaft — am Eileiter.
Eine Eileiterschwangerschaft ohne sie überhaupt zu bemerken. 
Ich hatte keine Beschwerden und mir ging es gut. 
Laut Arzt hätte ich vor schmerz kaum noch gehen können.

Wie oft liest man in der „perfekten“ Instagram Welt „vertraut auf euren Körper“ usw. wenn ich auf meinem Körper gehört hätte, wäre ich jetzt wahrscheinlich nicht mehr hier.

Es ging schnell. Wahnsinnig schnell. Von der „Diagnose“ bis zur Operation vergingen knappe 4 Stunden. 4 Stunden in denen ich von einem Arzt zum anderen ging.
Mein Frauenarzt hatte direkt im Krankenhaus angerufen, dort wurde ich untersucht und ging mit meinen Zetteln der Aufklärung über die OP und dem Vermerk „heute“ zum Narkosearzt und wurde erneut aufgeklärt und durfte Fragen beantworten.
Hendrik, mein Mann, war die ganze Zeit bei mir. Bei mir, an meiner Seite.

Um ca. 14 Uhr wurde ich ihn den OP gebracht und 15:15 Uhr bin ich wach geworden. Meine erste Frage war „ist der Eileiter noch da?“ dieses wurde mit betrübten Gesicht verneint.
Es war wie ein Schlag. Ein Schlag in die Magengrube und ein Stich mitten ins Herz, in mein gebrochenes Herz.
Die Tatsache das mein Eileiter nur weg ist, war/ist irgendwie schlimmer als alles andere.

Es tut schon irgendwie weh, kein Vergleich zum Schmerz den ich Tag täglich spüre und fühle aber es tut weh. Anders. Eben nicht im Vergleich.

„Vielleicht ist Hannes dein Schutzengel und beschützt dich, dass dir nicht passiert.“ 

Ich habe mein „drittes“ Kind verloren ehe ich es kennen lernen durfte.
8.Schwangerschaftswoche laut letzter Berechnung. 
Ein Herzchen was geschlagen hat und ein kleines Etwas was nicht gehen wollte.
Dieses kleine Etwas hat sich quasi fest gehalten. An der falschen Stelle.
So sehr das mein Eileiter an 2-3 Stellen gerissen ist und bereits eine gute Menge Blut in meinem Körper war. Freie Flüssigkeit wie es die Ärzte nennen. 
Es war rechtzeitig, so der operierende Arzt. Quasi 5 vor 12.

Meine liebe Barbara von Juno Design schrieb mir „Vielleicht ist Hannes dein Schutzengel und beschützt dich, dass dir nicht passiert.“ 
Ich hatte Glück. Glück das ich hier sein darf und das schnell gehandelt wurde und ich operiert wurde. Ja da hatte ich Glück. Ich würde mir dennoch anderes Glück wünschen. 

Wir haben nie gesagt, wir möchten kein Kind mehr. Der Wunsch war immer nach zwei Kindern, zwei die hier bei uns sind, der Wunsch ist da, definitiv und er ist stark, aber bisher war nicht die richtige Zeit dafür. Zeit für ein „neues“ Baby.
Jetzt fühlte es sich richtig an und schon wurden wir vom Schicksal heimgesucht. 
Es ist so unfair und ich weiß das es nicht nur uns passiert. Trotzdem darf ich es unfair und sch**** finden das es uns, mich trifft. 

Bei der Abschlussuntersuchung wurden mir die Aufnahmen der Operation  gezeigt. Es sah unschön aus. Ich habe keine Ahnung welche Organe sie mir noch alles gezeigt hat, aber ich habe als Laie erkannt, dass das in mir nicht gesund aussah. Blut, Blut, noch mehr Blut, der gerissene Eileiter und eben der Embryo. 
Der operierende Arzt kannte meine Geschichte. Meine Geschichte mit mir und Hannes. Und er war wirklich sehr einfühlsam und hat sich mehrmals entschuldigt das er den Eileiter nicht erhalten lassen konnte.

Natürlich habe ich noch einen intakten Eileiter und natürlich kann ich noch schwanger werden, aber warum muss es denn immer das „schlimmere“ von allem sein.
Warum keine „normale“ Fehlgeburt. Also einen natürlich Abgang in der Frühschwanferschaft? Warum so? Warum irgendwie immer das „schlimmere“ übel?

Und ich sage hier nicht, dass eine Fehlgeburt nicht schlimm sei!

Die Schmerzen halten sich in Grenzen. Es wurde zum Glück kein Bauchschnitt gemacht, sondern konnte wie bei einer Bauchspiegelung operiert werden. Dennoch tut es weh. Die sichtbaren Narben die langsam verblassen und die nicht sichtbaren.
Ich darf und muss mich viel ausruhen, viel liegen und zu Kräften kommen. Ich bin eingeschränkt, lange sitzen ist unangenehm und schwer heben darf ich auch nicht. Irgendwie fühlt es sich fast so an wie nach einer Kaiserschnitt Geburt, nur mit deutlich weniger Schmerzen. Aber ich bin eben ähnlich eingeschränkt.

„Du darfst traurig sein mein Schatz.“

Die Hummel hat mich im Krankenhaus besucht. Sie sah mich im Bett, frisch aus dem OP und ich sah ihr Gesicht und sie war so traurig.
Ich sagte ihr „du darfst traurig sein mein Schatz.“ und schon liefen ihre Tränen über die Wangen. Sie war traurig. Traurig das ich im Krankenhaus war und bleiben musste. Wir haben ihr erzählt, dass ich Bauchweh hatte und am Bauch operiert werden musste. Es ist so das einfachste. Und irgendwie war es ja auch so, jedenfalls so ähnlich. Alles andere hätte sie nicht verstanden.

Eine Leserin schrieb, meine Beiträge wären so traurig, jedenfalls der zu meinem 30. Geburtstag. Und ja, ich bin traurig und das spiegelt sich auch hier wieder, immer mal wieder. 

Und ja, ich betrauere auch mein Leben, aber dennoch mache ich weiter.

Und irgendwann, so hoffe ich, sind wir wieder dran. Sind wir dran Liebe zu geben und Glück zu erhalten. 

Dieser Blog enthält privates, privates von mir und meinem Leben und genauso werde ich meinen Blog weiter führen.
Ich bin kein hipster Lifestyle, Mum, was auch immer Blog. Das wäre nicht ich und somit wäre es nicht mein Blog. Mein Blog ist eben ein Teil von mir und ein Teil von Fräulein An und somit ist nicht alles schick und toll und rosa rot. Aktuell ist es oftmals eher grau und weniger bunt.

Man sagt, man macht sich angreifbar wenn man zu viel privates teilt. Das mag sein, na klar. Ich sehe es aber anders. Für mich ist es eher ein Austausch und Mut machen. Vielleicht erlebt jemand gerade das gleiche und ich kann mit meiner Offenheit vielleicht etwas Kraft geben. 

Mut schenken sich zu öffnen und Mut zu haben raus zu gehen. 

Ich bin nicht alleine mit all dem. Und ich weiß, es gibt gewiss noch viel schlimmeres, bestimmt. Das weiß ich. Ich habe seit Hannes Tod von vielen wunderbaren Personen ihre Geschichte gehört. Der plötzliche Kindstod passiert und es wird nicht nach Erlaubnis gefragt. Ich weiß das meine Texte anderen zum denken anregen und vielleicht sogar hin und wieder aus der Seele sprechen und so bin ich mir sicher das viele wunderbare Frauen hier draußen ebenfalls das Schicksal einer Eileiterschwangerschaft „teilen“. Wir sind nicht alleine und wir müssen uns nicht schämen!

Mir wurde gesagt, ich solle nie aufhören zu hoffen und zu Träumen. Und das versuche ich.
So schwer es ist, ich kämpfe weiter, für Hannes, für die Hummel und für unser Glück. 
Und irgendwann, so hoffe ich, sind wir wieder dran. Sind wir dran liebe zu geben und Glück zu erhalten. 

7 Comments

  • Manuela
    25. September 2019 14:06

    Oh, liebe Andrea, wie traurig…Ich finde es total mutig von dir, dass du so offen bist und es tut mir wirklich leid, dass euch schon wieder ein Schicksalsschlag ereilt hat…toll und sehr bewundernswert, dass du trotzdem versuchst nach vorne zu schauen!!Ich ziehe meinen (imaginären) Hut vor deiner Tapferkeit, Kraft, Offenheit und Stärke!!!

    • FraeuleinAn
      2. Oktober 2019 11:23

      Nach hinten zu schauen bringt ja leider nichts.
      Dank dir für dein Kommentar. <3

  • Ina
    25. September 2019 18:29

    Ach Mensch, das kann doch nicht sein!
    Ich wünsche euch so sehr ein großes Stück vom Glück!
    Auch ich glaube, dass Hannes über euch wacht!
    Bestimmt schickt er euch ganz bald Zeichen, dass er sein jüngeres Geschwisterchen auf den Weg geschickt hat!
    Der Weg ist vielleicht einfach noch ein klein wenig länger, aber das schafft ihr auch noch!
    Ganz viel Zuversicht, Stärke und Gelassenheit wünsche ich euch!
    Und dass du ganz bald wieder physisch heil bist!

    Liebe Grüße
    Ina

    • FraeuleinAn
      2. Oktober 2019 11:22

      Ich dank dir für deine Worte Ina <3

  • Anni
    27. September 2019 18:37

    Ach herrje, liebe Andrea, das ist wirklich traurig. Ich wünsche dir viel Kraft und Zuversicht, dass auch für dich/für euch die Sonne irgendwann wieder heller scheint und eure Herzen wie auch Nasenspitzen wärmt. Alles erdenklich Gute für dich und deine Familie.
    Von Herzen viele Grüße
    Anni

    • FraeuleinAn
      2. Oktober 2019 11:22

      Das wünsche ich mir auch. Dank dir <3

  • Martina
    5. Oktober 2019 8:48

    Ja, Du hast Recht, es ist einfach Sch…. Und ungerecht.
    Ich bin wirklich traurig, dass euch so traurige Dinge passieren. Es wäre wirklich Zeit für ein bißchen Glück… Ich wünsche es von ganzem Herzen. Vielleicht ist die Zeit noch nicht ganz da, aber sie kommt bestimmt.
    Alles alles Liebe und Zuversicht!

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