Guten Abend ihr Lieben
Vor Monaten hatte ich euch gebeten, an meiner Umfrage teil zu nehmen. Warum?
Ich wollte gerne wissen, natürlich anonym, was für euch Glück bedeutet, warum ihr dankbar seid und irgendwie ob man das von irgendetwas abhängig machen kann.
Und ja, ich glaube das kann ich sagen, bzw. behaupten. Wir werden von Schicksalsschlägen geprägt und diese spiegeln sich in unserem handeln und tun wieder. Unbewusst aber sie machen uns zu den Menschen, zu den Personen die wir heute sind. Im Grunde sind wir noch immer wir selbst.
Ich bin immer noch ich, aber ich bin anders, ich wurde verändert.
Jedes einschneidende Erlebnis hat mich innerlich verändert.
Und dann, wenn man denkt es geht langsam bergauf, kommt der nächste Klopper.
Ja ich stehe immer noch morgens auf, mache weiter aber wie viel kann man noch mehr ertragen?
Um nicht egoistisch zu klingen, wünsche ich mir, dass ich erst einmal nichts mehr ertragen muss.
Zur Umfrage
Die Antworten haben sich oftmals geähnelt, bzw es waren die selben Antworten. Enige sind dann dennoch irgendwie „heraus gestochen“.
Nicht die Glücklichen sind dankbar.
Es sind die Dankbaren, die glücklich sind.
Sir Francis Bacon
Ganz viele wunderbare Menschen haben sich die Zeit genommen um die Fragen zu beantworten. In einer Frage ist mir es gar nicht aufgefallen das ich eine besondere Gruppe gar nicht mit angegeben habe und es wurde mir dann direkt wieder bewusst, dass wir nicht alleine sind. Das die Hummel nicht alleine ist, dass es auch andere große Geschwister da draußen sind, die ihren kleinen Bruder, ihre kleine Schwester verloren haben. Und daran habe ich gar nicht gedacht. Es sind nicht nur verwaiste Eltern sondern auch die Geschwister 🤍.
Ich bin dankbar für…:
Die meisten sind, für mich ganz klar, dankbar für ihre Familie, für die Gesundheit, die eigene und auch die der Kinder, für den Job, für das Leben was sie führen dürfen, für den Mann/für die Frau, für ein Dach über den Kopf und eben für Alles.
Wenige sind dankbar für ihre verstorbenen Kinder. Und ja, ich kann es nachvollziehen und verstehen. Denn ich bin es auch. Dankbar das ich die Mama von Hannes sein darf. Dankbar das ich Hannes auf die Welt gebracht habe und ihm ein sicheres und geborgenes zu Hause geben durfte.
Die für mich einprägsamste Antwort ist die, dass jemand dankbar für die Höhen und Tiefen im Leben ist. Die einen die Höhen mehr zu schätzen lassen.
Wenn man darüber nachdenkt, kann man irgendwie alles darin einbeziehen und es spiegelt das wieder, was ich am Anfang des Posts meinte. Wir werden durch unser Leben geprägt – ob gute oder weniger gute Momente.
„Das größte Glück auf Erden ist das Gefühl, im Leben angekommen zu sein .“
Für mich bedeutet Familie…:
ALLES. Das war mit Abstand die häufigste Antwort. Ebenso wie geliebt zu werden, Geborgenheit, Zusammenhalt, Sicherheit und Schutz.
Aber auch, was für mich seit dem einen Tag viel mehr an Bedeutung gewonnen hat: gemeinsame Momente.
Die Bilder im Kopf zeigen einen gemeinsame Momente, gemeinsame Momente mit der Familie, in denen man schönstes erlebt haben kann – oder aber das Schlimmste. Aber sie ist da – die Familie.
Engste Freunde zählen für mich auch schon zur Familie. Familie ist da, wo man sich eben geborgen und geliebt fühlt.
„Familie bedeutet miteinander und gemeinsam aber eben auch zeitgleich jeder für sich.“
Glück bedeutet für mich…:
Dankbar zu sein, Augenblicke zu genießen, die Liebsten um sich zu haben, jeden Tag die Kinder leben und lieben zu sehen, Freunde und Familie zu haben, gesund zu sein und eben Harmonie.
Glück bedeutet aber auch für viele dankbar zu sein, für das was man hat.
Eine Antwort spiegelt so ein bisschen das wieder, was ich glaube. Und zwar, dass alles was passiert irgendwie Schicksal ist. Das alles frei gewählt ist bzw. es vorherbestimmt ist, wie es ist. Wisst ihr wie ich das meine?
Musstest du in der Vergangenheit Abschied nehmen?
90% haben mit Ja geantwortet. Die übrigen 10 % mit Nein.
Bei einer Teilnahme von gut 500 Personen ist das meiner Meinung nach schon viel.
Wenn ja, von wem?
Die häufigste Antwort war Großeltern mit 70%. Danach kamen mit 22,73% die eigenen Eltern, dicht gefolgt von dem Freund oder der Freundin (20,45%).
1,14% mussten vom Partner, von der Partnerin Abschied nehmen und 15,91% vom eigenen Kind.
Und ja, da habe ich geschluckt.
Denkt man doch immer, man ist so alleine damit. Mit dem Tod seines Kindes. Das es nur uns passiert. Aber das ist nicht so.
Auch der plötzliche Kindstod ist keine Seltenheit – leider.
Was bedeutet Trauer für dich…:
Schmerz
Abschied
Vermissen, Sehnsucht
ein schreckliches Gefühl von Innen/Leere
Tränen
Hilflosigkeit
Unverständnis
Ohnmachtsgefühl
ein langer Prozess
Wut
„Trauer ist die gnadenlose Realität.(..)“
Ich finde das trifft alles ganz gut.
Trauer ist Gefühl, ein Gefühl welches das Herz ummantelt und irgendwie immer da ist, aber man es nicht immer sieht. Trauer geht nicht so einfach.
Die Trauer ist die Erinnerung an schöne Zeiten mit der Realität des Verlustes. Trauer und trauern ist ein langer Prozess.
Jeder trauert anders, aber dabei gibt es kein richtig und kein falsch.
Ich glaube es ist wichtig das Gefühl an sich heran zu lassen – um alles verarbeiten zu können.
Ich habe viele Gefühle durch lebt. Wut, Verzweiflung,.. gefühlt alle „Stufen der Trauer“ wie es der Psychologe nannte.
Und ich habe den Zuspruch erfahren, dass ich wütend sein darf.
Ich habe nämlich an mich gezweifelt. Habe gezweifelt ob ich dieses Gefühl haben darf. Aber ja ich durfte. Denn das Universum war ******* zu mir, zu uns. Natürlich darf man da wütend sein.
Trauer ist für mich die absolute Leere.
Gibt es etwas in deinem Leben was dich in/aus der schweren Zeiten „rettet“/ bzw gerettet hat? Eine Person, ein Lied, ein bestimmtes Buch, oder, oder, oder?
Musik (laut)
Freunde/Familie/Kinder
Psychoterapeut/in
Selbsthilfegruppen
Gespräche
Tagebuch schreiben
ein persönlicher Gegenstand
Sport
Malen
Lesen
Erinnerungen
Glaube
Haustiere
Ich kann vieles bejahen. Ich habe angefangen zu schreiben. Hannes „Briefe“ zu schreiben. Wir haben über ihn gesprochen, geweint, gelacht. Haben uns erinnert und uns Videos von ihm angeguckt. Wir haben die Musik laut aufgedreht und auch das Lied von der Beerdigung gespielt. Dann wenn es lief, wenn wir es bewusst angemacht haben, war die Hummel ganz ruhig und kuschelte sich an uns.
Aber mir hat von Anfang an das Schreiben geholfen. Und eben die Gespräche.
Ein Kommentar unterstreicht das, was ich mir jeden Tag ins Gewissen rufe. Das wenn viele sagen „Das du hier so stehen kannst und weiter machen kannst.“
Dieses Kommentar ist wichtig. Für mich und vielleicht für euch, die schwere Zeiten durch machen müssen:
„Durch mein Kind lernte ich das Lachen nie zu verlieren(..)“
Leben wird nicht gemessen an der Zahl von Atemzügen, die wir nehmen,
sondern an den Momenten, die uns den Atem nehmen.
Bist du eine Sternchenmama oder ein Sternchenpapa?
69% der Umfrageteilnehmer haben dies mit Nein beantwortet, dementsprechend haben 31% mit Ja beantwortet.
Ich bezeichne mich selbst nicht direkt als Sternchenmama. Ich dachte immer, man dürfte nur Kinder so nennen, die noch im Mutterleib gestorben sind. Die, die vielleicht ganz früh schon gegangen sind oder gar nicht erst auf der Erde leben durften.
Laut Wikipedia:
Als Sternenkind, seltener als Schmetterlingskind oder Engelskind,[1] werden verstorbene Kinder bezeichnet, insbesondere wenn sie vor, während oder bald nach der Geburt verstorben sind.[
Im engeren und ursprünglichen Sinn bezeichneten die Begriffe Kinder, die aufgrund von zusätzlichen Anforderungen des Personenstandsgesetzes an Schwangerschaftsdauer, Körpergröße oder Körpergewicht keinen Eintrag als Person im Geburtsregister/Sterberegister bekamen.[3] Der Begriff wurde mit der Zeit für immer mehr früh verstorbene Kinder verwendet.[4
Somit hätte ich keine Sternenkind?!
Für mich ist der Himmel für alle da und somit auch die Sterne.
Auch wenn ich mich nicht so bezeichne, so findet man „unter dem Begriff“ Personen, die das gleiche durch gemacht habe. Die ebenfalls ein Kind plötzlich verloren haben, beim Mittagsschlaf, beim nächtlichen Schlaf oder wie wir, im Kinderwagen.
Und meine Eileiterschwangerschaft? Ein Intaktes kleines Würmchen in der 8 SSW?! Dazu hatte und habe ich leider keinen Bezug, da mich persönlich der Verlust des Eileiters zu dem Zeitpunkt mehr belastet hat, bzw. mich immer noch belastet.
Wenn ja, was würdest du anderen Sterncheneltern mit auf den Weg geben wollen?
Vielen wünschen sich, dass Sterneneltern wieder die Sonne sehen können, zu wissen, dass das Leben noch viel Schönes für einen Bereit hält.
Das man nie die Hoffnung verlieren soll und das man reden soll. Über sein Kind!
Nehmt bewusst Abschied und lasst die Trauer zu.
Und ja, man kann die Frage nicht pauschal beantworten, da jeder anders mit einem Verlust umgeht.
Ich für meinen Teil finde es wichtig, dass man den Personen das Gefühl gibt, sie sind nicht allein.
Vielen Dank für deine Antworten.Wenn du noch etwas sagen möchtest, hast du hier die Möglichkeit dazu:
Tja und da habe ich an einem schlechten Tag, letzten Monat Rotz und Wasser geweint.
Ja ich habe schlechte Tage, depressive Momente, und ja sie sind ******* aber ja, ich lasse es zu.
Es wird immer wieder irgendetwas geben was mir die Tränen in die Augen treibt. Hier zu Hause, im Auto, beim Einkaufen oder bei der Arbeit.
Es sind die „schlechten Tage“, die mich sensibler und emotionaler machen als die Guten.
Hier nur einige „Ausschnitte“ aus den Antworten:
„Ich bewundere deine Kraft und deinen Mut mit allem so offen umgehen zu können . Ich wünsche dir alles Glück auf der Welt (…). „
„Liebe Andrea, ich finde es toll, dass du so offen über Hannes und eure Trauer schreibst. Hannes ist ein ganz besonderes Kind,(…)
ich wünsche dir, dass Hannes euch irgendwann ein kleines Geschwisterchen schickt, es wird ihn niemals ersetzen, (…) was uns etwas mit unserem Schicksal versöhnen konnte. Uns das wünsche ich dir von Herzen!“
„Ich habe großen Respekt vor deiner Stärke. Du machst das toll und bist eine super Mama“
„Wenn ich deine Posts auf Facebook lese, fehlen mir manchmal die Worte, das berührt mich so sehr und ich bewundere dich, wie du jeden Tag meisterst. Fühl dich fest gedrückt, du bist eine starke Frau ❤️“
„Liebe Andrea, dir/ euch ist das Schlimmste passiert, was sich Eltern vorstellen können. Ich weiß von Eltern, denen das auch widerfahren ist, dass man das niemals vergisst und der Schmerz auch nie ganz vergeht. Aber alle haben gelernt, damit zu leben. Die Zeit lässt die Wunde vernarben, es dauert nur etwas länger.“
„Ich bin sehr berührt von deiner Art, wie du uns an deinem Leben teilhaben lässt. Deine Beiträge sind immer sehr persönlich. Durch dich erfahren Nichtbetroffene, was Trauernden gut tut und was sie eher verletzt als tröstet. Es regt mich immer wieder zum Nachdenken über das eigene Denken und Handeln an. Ich hoffe, dass dir die Community ein klein wenig zurückgeben kann von dem, was sie von dir geschenkt bekommt. Danke dafür!“
„Du bist so stark und hast eine wunderbare Tochter. Sie scheint glücklich zu sein und eine schöne Kindheit zu haben. Bleib eine so tolle Mutter, wie du bist. Stark, voller Liebe“
Ich würde lügen, wenn mich das nicht aufbaut. Wirklich.
Ich danke euch <3
Kurz zum genähten:
Das Set habe ich nach Hannes Tod genäht. Immer mal ein paar Minuten an der Nähmaschine. Die Stoffe habe ich alle bei Stoff & Stil in Bremen gekauft. Die Fotos sind genau 1 Jahr alt. Genau genommen vom 29.12.2018.
Ich habe es genäht. Einfach so. Und die Hummel sagte „Komm Mama, wir machen Fotos wie früher.“
Zu diesem Zeitpunkt mochte ich keine Fotos machen. Mochte ich nichts was mir vorher Freude gemacht hat. Auch das Nähen war nicht so Spaßig wie „damals“. Aber ich habe genäht. Das was ich eben einigermaßen gut kann.
„Damals“ mochte die Hummel sogar noch Strumpfhosen tragen.
Ich wünsche euch einen schönen Rest Samstag.
Liebe Grüße, Andrea
Schnitte:
Issie Top von Näh-Connection
„Jeansrock Kids“ von kleiner Polli Klecks*
beides genäht in Gr. 104
Stoffe:
Jersey und Cord von Stoff&Stil
*Affiliate-Link
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